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Ungerechtigkeit und Armut | TOPICdigi

REIMEREI – März 2024

Ungerechtigkeit und Armut

Hausarrest, Zusatzaufgabe, Verbot zu zocken. Es ist schlimm, bestraft zu werden. Aber noch schlimmer ist es, wenn man bestraft wird, obwohl man nichts angestellt hat. Immer wieder wurden Menschen verurteilt, obwohl sie nichts verbrochen hatten.

Foto: Georgy Dzyura/Shutterstock.com

Mein Gefängnis
(gekürzt)

Auf dem Meere tanzt die Welle
nach der Freiheit Windmusik.
Raum zum Tanz hat meine Zelle
siebzehn Meter im Kubik.

Aus den blauen Himmeln zittert
Sehnsucht, die die Herzen stillt.
Meine Luke ist vergittert
und ihr dickes Glas gerillt.

Tausend Rätsel, tausend Fragen
machen manchen Menschen dumm.
Ich hab eine nur zu tragen:
Warum sitz ich hier? Warum?

Hinterm Auge wohnt die Träne,
und sie weint zu ihrer Zeit.
Eingesperrt sind meine Pläne
namens der Gerechtigkeit.

Erich Kurt Mühsam (1878–1934)

Texte für die Freiheit

Der deutsche Dichter Erich Kurt Mühsam war das Kind jüdischer Eltern und wuchs in Lübeck auf. Er schrieb Texte gegen die Ungerechtigkeit und gegen den Krieg und setzte sich für die Freilassung von politischen Häftlingen ein. Mühsam wurde 1934 im Konzentrationslager Oranienburg von SS-Wachmännern ermordet.

Beantworte folgende Fragen:

  • Welchen Gegensatz beschreibt der Dichter in der ersten Strophe?
     
  • Weiß Mühsam, warum er verhaftet wurde?
     
  • Was für Pläne könnte Mühsam gehabt haben?
     
  • Bist du auch schon einmal falsch beschuldigt worden? Wie hast du reagiert?
Foto: Nolte Lourens/Shutterstock.com

Wir sind die Armen

Wir sind die Armen, müd und beschwert,
Wir haben nicht Heimat, wir haben nicht Herd.
Wir schreiten gedrängt im Dunkel einher.
Kein Flecken Erde, der unser wär!

Wir sind die Armen, verschlissen das Kleid.
Auf unserem Rücken wir tragen das Leid.
Wir erben den Mangel an Weib und Kind
Und unsere Namen verweht der Wind.

Wir sind die Armen, die Stirnen verhärmt.
Wir haben kein Feuer, das uns wärmt.
Wir haben nicht Herd, wir haben nicht Haus.
Wir sind die Armen. Man schloss uns aus.

Wir sind die Armen. Es kommt ein Tag,
Da richten wir knirschend uns auf zum Schlag.
Wir sind die Armen. Ihr höret uns nicht.
Im Brechen der Ketten wir halten Gericht.

Adrian von Arx (1817–1859) war ein schweizer Dichter

Was heißt ...?

verschlissen: stark abgenutzt

erben den Mangel: wahrscheinlich meint der Dichter, dass die Armut die ganze Familie betrifft

verhärmt: verbittert, von Kummer und Leid gezeichnet

Jetzt bist du dran!

Der Dichter beschreibt das unübersehbare Heer der Armen. Drei der folgenden Sätze passen nicht zu den Aussagen im Gedicht. Überlege welche das sind:

Die Armen sind müde.

Die Armen haben keine Heimat.

Es gibt viele Arme.

Sie haben kein Eigentum.

Die Armen sind faul.

Sie tragen alte Kleidung.

Kinder und Frauen sind von der Armut weniger betroffen.

Die Armen werden sich wehren.

Die Armen sind selbst schuld an ihrem Schicksal.

Die Armen werden Gericht über die Reichen halten.

Die Lösung findest du hier.

Die Armen von heute

Adrian von Arx schrieb das Gedicht vor etwa 200 Jahren. Aber arme Menschen gibt es auch noch heute. Diskutiert in der Klasse folgende Fragen:

  • In welchen Ländern gibt es besonders viele arme Menschen?
     
  • Wo begegnest du in Österreich der Armut?
     
  • Wie kann man in die Armutsfalle geraten?
     
  • Warum gibt es wenig Superreiche und viele Arme?
     
  • Was sollte man ändern?
     
  • Wie kannst du persönlich armen Menschen helfen?

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