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Der Völkermord von Srebrenica | TOPICdigi

NEWS – Juni 2025

Der Völkermord von Srebrenica

Vor 30 Jahren, nämlich im Juli 1995, ereignete sich das schlimmste Kriegsverbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg – und zwar in der bosnischen Stadt Srebrenica, etwa 750 km von Wien entfernt. Rund 8000 muslimische Buben und Männer wurden brutal ermordet. Heuer erinnern wir uns in besonderer Weise an diesen Völkermord. Über seine Vorgeschichte und seine Folgen kannst du dich in diesem Text informieren.

Foto: Nr-stock / Shutterstock.com

Autor: Stephan Scharinger

Jugoslawien: Ein Land, viele Völker

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Südosteuropa der Staat Jugoslawien, der sich aus sechs Teilen zusammensetzte: Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und (Nord-)Mazedonien. Jugoslawien war also ein Vielvölkerstaat: Die Menschen sprachen unterschiedliche Sprachen, hatten verschiedene Religionen und feierten andere Feste – aber sie lebten gemeinsam, gingen zusammen zur Schule und arbeiteten Seite an Seite. 

Die sechs Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawiens
Die sechs Teilrepubliken des ehemaligen JugoslawiensFoto: pablofdezr / Shutterstock.com

Der jugoslawische Präsident Tito hielt die Teile des Landes lange zusammen, doch nach seinem Tod im Jahr 1980 begann Jugoslawien zu zerfallen. Viele Politiker vertraten zunehmend nur noch die Interessen ihrer eigenen Volksgruppe. Sie grenzten andere Gruppen aus oder versuchten, sie zu unterdrücken. Schließlich brachen Kriege aus, vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, wo besonders viele verschiedene Volksgruppen zusammenlebten: In Bosnien bildeten die muslimischen Bosniaken eine relative Mehrheit (ca. 44 % der Bevölkerung), danach kamen Serben (ca. 31 %), Kroaten (ca. 17 %) und weitere Minderheiten (z. B. Juden, Roma, Sinti: ca. 8 %). Die meisten Gebiete waren ethnisch gemischt, das heißt, dass zum Beispiel Muslime und Serben schon seit Generationen im selben Dorf lebten.

Im Jahr 1992 erklärte Bosnien-Herzegowina seine Unabhängigkeit von Jugoslawien. Viele bosnische Serben wollten das aber nicht akzeptieren, sondern lieber weiter vom serbischen Belgrad aus regiert werden. Sie erhielten Unterstützung vom serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic und kämpften gegen die neue bosnische Regierung. Daraus entwickelte sich schnell ein grausamer Krieg.

Von der Schutzzone zur Todesfalle

Die kleine, ostbosnische Stadt Srebrenica wurde im Lauf des Krieges zu einem Zufluchtsort für viele muslimische Familien, die von den Serben aus ihren Dörfern vertrieben wurden. Nun schalteten sich auch die Vereinten Nationen (UN) ein: Sie schickten Soldaten („Blauhelme“), die den Frieden sichern sollten, und erklärten Srebrenica zu einer „Schutzzone“. Tausende Menschen flüchteten sich dorthin und hofften, dass sie dort sicher wären.

Doch im Juli 1995 kam es ganz anders. Die bosnisch-serbische Armee griff die Stadt an. Die UN-Soldaten aus den Niederlanden, die für den Schutz der Bosniaken sorgen sollten, waren schlecht ausgerüstet, durften nicht aktiv eingreifen und zogen sich schließlich zurück. So kam es, dass die serbischen Truppen die Stadt am 11. Juli 1995 einnahmen.

Nun geschah das furchtbare Verbrechen. Frauen und kleine Kinder wurden noch mit Bussen aus der Stadt gefahren, die Männer mussten bleiben. Innerhalb weniger Tage ermordeten die serbischen Truppen über 8000 muslimische Buben und Männer. Viele wurden in den Wäldern rund um Srebrenica erschossen und in Massengräbern verscharrt.

Dieses Verbrechen war ein Völkermord. Das bedeutet: Die Morde waren kein Zufall, sondern sie waren geplant, um die Volksgruppe der Bosniaken gezielt auszulöschen. Das haben auch internationale Gerichte später so entschieden. Erst nach diesem grausamen Verbrechen flog die NATO (ein Militärbündnis unter der Führung der USA) Luftangriffe auf serbische Stellungen, um die Gewalt zu stoppen.

Der Bosniake Emir Suljagic war damals ein junger Mann. Er überlebte den Völkermord in Srebrenica und sagte später: „Ich habe meine Freunde verloren. Ich habe meinen Vater verloren. Ich habe alles verloren. Aber ich habe überlebt, um ihre Geschichten zu erzählen.“ Heute ist Emir Suljagic Direktor der Srebrenica-Gedenkstätte.

Wahre Geschichten über schlimme Geschehnisse zu lesen, kann sich bedrückend anfühlen. Wenn du Fragen zu diesem Text hast, sprich mit einer Lehrperson darüber.

Interview mit Selma Jahic

Selma Jahic wurde 1988 in Srebrenica geboren und hat den Völkermord („Genozid“) als Kind miterlebt. Sie wurde von der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ interviewt. 

Schaut euch die ersten sechs Minuten des Interviews hier an:
www.derstandard.at/story/2000127905644/srebrenica-ueberlebende-erinnert-sich-die-kriegssituation-wurde-normaler-alltag

Sprecht anschließend in der Gruppe über folgende Fragen:

o Wie sah der Alltag von Selma aus, als sie ein Kind in Srebrenica war?

o Was erfahren wir über Selmas Familie?

o Selma kam im August 1995 als Flüchtling nach Österreich. Wie beschreibt sie ihr Leben in Österreich? Warum war vor allem das Silvesterfest für Selma schrecklich?

o Welche Gründe nennt Selma dafür, dass sie nicht mehr nach Bosnien zurückgehen kann?

Mögliche Antworten findet ihr hier.

Die Erinnerung an Srebrenica

Nach dem Krieg suchten viele Familien nach ihren vermissten Angehörigen. Nach und nach wurden Massengräber entdeckt. Bis heute werden jedes Jahr neue Opfer gefunden, identifiziert und beigesetzt. Zehn Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica wurde das Gedenkzentrum Potocari eröffnet. Dort gibt es ein großes Denkmal, auf dem die Namen der Ermordeten stehen. Jedes Jahr am 11. Juli kommen viele Menschen dorthin, um zu trauern und sich an das Verbrechen zu erinnern.

Allerdings wollen nicht alle Menschen in Bosnien und Serbien über Srebrenica sprechen. Manche Politiker leugnen bis heute, dass das Verbrechen überhaupt ein Völkermord war, obwohl das vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag (Niederlande) eindeutig festgestellt wurde.

Genau 30 Jahre nach diesem Verbrechen erinnern wir uns ganz besonders an den Völkermord von Srebrenica. Die Geschichte zeigt uns, was passieren kann, wenn Hass, Ausgrenzung und Gewalt die Oberhand in einer Gesellschaft gewinnen. Srebrenica erinnert uns daran, wie wichtig Frieden, Respekt und Zusammenhalt sind, egal, woher jemand kommt oder woran er oder sie glaubt.

Gedenkzentrum Potocari: Hinter der Tafel mit den Namen der Opfer sieht man viele Reihen von weißen Grabsteinen.
Gedenkzentrum Potocari: Hinter der Tafel mit den Namen der Opfer sieht man viele Reihen von weißen Grabsteinen.Foto: as-artmedia / Shutterstock.com

Diskussion in der Klasse

Im Jahr 2024 wurde der 11. Juli von der UN-Vollversammlung zum Srebrenica-Gedenktag erklärt. Einige Länder stimmten allerdings nicht zu, darunter Serbien, Russland und China. Schaut euch den kurzen Clip an unter www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1341070.html (1:44 Minuten) und diskutiert über die Frage, warum es wichtig ist, ein Verbrechen wie den Völkermord von Srebrenica niemals zu vergessen.

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