Schwerpunkt: Naher Osten – ein Text von Armin Wolf

Israel im Krieg

Am 7. Oktober hat die Hamas Israel angegriffen und mehr als tausend Menschen ermordet. In diesem Text von Armin Wolf erfährst du, was die Hamas ist und warum es zwischen Israelis und Palästinensern immer wieder zu Gewalt kommt.

Foto: Jose HERNANDEZ Camera 51/Shutterstock.com

Der Text „Israel im Krieg“ von Armin Wolf handelt vom Terroranschlag der Hamas und von der Situation in Israel. Derzeit wird in Österreich viel darüber diskutiert. Was interessiert dich an dem Thema? Formuliere nun vor dem Lesen des Textes eine Frage, auf die du gern eine Antwort bekommen möchtest. Schreibe die Frage auf.

Hier findest du außerdem ein Arbeitsblatt, das ihr gemeinsam im Unterricht verwenden könnt: Arbeitsblatt öffnen

Israel im Krieg

Anfang Oktober haben schwer bewaffnete Männer Israel überfallen und dort mehr als tausend Menschen ermordet: Männer, Frauen, Kinder und sogar Babys. Allein bei einem Musikfest wurden mehr als zweihundert Jugendliche erschossen und viele entführt.

Die Männer, die das getan haben, waren Terroristen einer Gruppe, die sich Hamas nennt. Terrorist*innen sind Menschen, die versuchen, mit Gewalt politische Ziele durchzusetzen. Das Ziel der Hamas ist es, den Staat Israel zu vernichten und einen islamischen Staat Palästina zu errichten.

Israel gibt es erst seit 75 Jahren

Israel ist ein kleines Land, nur etwas größer als Niederösterreich, trotzdem leben dort über neun Millionen Menschen. Aber Israel war nicht immer da – der Staat wurde erst 1948 gegründet. Und das hat auch etwas mit Österreich zu tun. 1896 hat ein berühmter Wiener Journalist namens Theodor Herzl ein Buch mit dem Titel „Judenstaat“ geschrieben. Darin träumte er von einem Land, in dem nur Jüdinnen und Juden leben. Das Judentum ist eine sehr alte Religion, die etwa dort entstanden ist, wo heute Israel liegt: im „Nahen Osten“ zwischen dem Mittelmeer und der Stadt Jerusalem, wo auch der wichtigste jüdische Tempel stand. 

Diese Gegend wurde im Lauf der Geschichte aber auch von vielen anderen Völkern erobert. Die allermeisten Jüdinnen und Juden lebten dann in anderen Ländern auf der ganzen Welt. Dort wurden sie wegen ihrer Religion häufig unterdrückt. Sie durften viele Berufe nicht ausüben und es entstanden negative und dumme Vorurteile über das Judentum. Diese Vorurteile nennt man „Antisemitismus“. In ihrem eigenen Staat sollten die Juden ohne Unterdrückung und ohne Antisemitismus leben können.

Im Nahen Osten lebten mittlerweile aber andere Menschen, die Arabisch sprachen und die man Palästinenser nennt, weil die Region auch Palästina heißt. Viele von ihnen waren Christ*innen, die daran glauben, dass Jesus Christus in Jerusalem gekreuzigt wurde. Die meisten aber waren Muslim*innen, die an den Islam glauben und die in Jerusalem zwei ihrer wichtigsten Heiligtümer haben.

Im Text kommen folgende Begriffe vor:
Antisemitismus
Theodor Herzl
Naher Osten

Sprich mit deiner Lernpartnerin oder deinem Lernpartner darüber und erklärt euch abwechselnd ihre Bedeutung. Recherchiert dazu auch im Internet.

Im Zweiten Weltkrieg wurden sechs Millionen Juden in sogenannten Konzentrationslagern ermordet.
Im Zweiten Weltkrieg wurden sechs Millionen Juden in sogenannten Konzentrationslagern ermordet.Foto: Nejron Photo/Shutterstock.com

Sechs Millionen ermordete Juden

Während des Zweiten Weltkriegs (1939–45) haben die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden ermordet. In eigenen „Vernichtungslagern“ hatten sie regelrechte Todesfabriken gebaut, um so viele Menschen nur deswegen umzubringen, weil sie Juden waren. Dieses unfassbare Verbrechen nennt man „Holocaust“ oder „Shoa“. Es hat die ganze Welt schockiert. Und so wurde nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen, dass Jüdinnen und Juden ihren eigenen Staat bekommen sollten, in dem sie frei leben können. Damit sie nie wieder unterdrückt, verfolgt oder gar ermordet werden.

1947 haben die Vereinten Nationen einen Plan vorgelegt, wonach zwischen dem Mittelmeer und dem Fluss Jordan zwei neue Staaten entstehen sollten: das jüdische Israel und der arabische Staat Palästina. Die Stadt Jerusalem mit ihren vielen Heiligtümern sollte für alle da sein.

Die jüdischen Anführer waren dafür und so wurde am 14. Mai 1948 der Staat Israel gegründet. Doch die arabischen Nachbarländer Ägypten, Jordanien, Syrien, der Irak und Libanon waren dagegen und haben schon am nächsten Tag mit ihren Armeen das soeben gegründete Israel angegriffen. Während dieses israelischen „Unabhängigkeitskriegs“ sind hunderttausende arabische Familien aus ihren Häusern in Israel geflohen oder wurden von dort vertrieben. Viele nach Osten, ins Westjordanland, das ein Teil von Jordanien wurde, und viele in den kleinen Gazastreifen im Süden von Israel, der ein Teil von Ägypten wurde. Der geplante Staat Palästina ist nie entstanden.

Im Text kommen folgende Begriffe vor:
Holocaust
Shoa

Sprich mit deiner Lernpartnerin oder deinem Lernpartner darüber und erklärt euch abwechselnd ihre Bedeutung. Recherchiert dazu auch im Internet.

Terror und Krieg

1967 gab es wieder einen Krieg der arabischen Länder gegen Israel. Er hat nur eine knappe Woche gedauert. In diesem „Sechstagekrieg“ hat Israel den Gazastreifen und das Westjordanland samt Jerusalem erobert. Dort lebten praktisch nur Palästinenser*innen und nach dem Krieg hätte die israelische Armee wieder abziehen sollen, hat das aber nicht gemacht. Der Gazastreifen und das Westjordanland wurden „besetzte Gebiete“ unter der Kontrolle des israelischen Militärs. Israel baute dort sogar neue Ortschaften für jüdische Siedler*innen.

Die Palästinenser*innen wollten das natürlich nicht und wehrten sich, auch mit Gewalt. Sie gründeten politische Gruppen, die Namen trugen wie Fatah (auf deutsch „Eroberung“) oder Hamas („Kampfgeist“). Diese Gruppen entführten israelische Flugzeuge und verübten Terroranschläge, bei denen viele Jüdinnen und Juden starben. Das israelische Militär reagierte mit harten Strafen gegen die Terroristen, aber immer wieder starben dabei auch unschuldige Palästinenser*innen. Und mit der Zeit wurden die Wut, der Hass und auch die Angst zwischen den beiden Völkern immer größer.

Israel will aus den besetzten Gebieten nicht abziehen, weil es fürchtet, dass dort dann ein arabischer Staat entsteht, der Israel angreifen und vernichten will. Die Palästinenser*innen wollen auch ihr eigenes Land, wo sie nicht mehr vom israelischen Militär unterdrückt werden. Friedensverhandlungen sind immer wieder gescheitert und auf beiden Seiten sind die Regierungen immer extremer geworden. 

Im Text kommen folgende Begriffe vor:
Palästinenser*innen
Fatah
Hamas
Gazastreifen

Sprich mit deiner Lernpartnerin oder deinem Lernpartner darüber und erklärt euch abwechselnd ihre Bedeutung. Recherchiert dazu auch im Internet.

Im Gazastreifen, der etwas kleiner als Wien ist, leben über zwei Millionen Menschen.
Im Gazastreifen, der etwas kleiner als Wien ist, leben über zwei Millionen Menschen.Foto: ptgregus/Shutterstock.com, APA-Grafik/picturedesk.com

Was ist der Gazastreifen?

Den Gazastreifen hat das israelische Militär mittlerweile verlassen. Aber es hat rund um Gaza eine hohe, schwer bewachte Mauer gebaut, damit Israel nicht mehr bedroht werden kann. Und die südliche Grenze ist von Ägypten aus abgesperrt. Der ganze Gazastreifen ist gerade mal so groß wie Wien und es leben dort über zwei Millionen Palästinenser*innen, von denen die Hälfte jünger ist als 18. Weil Gaza so klein ist, gibt es kaum Flächen für Landwirtschaft und nur wenige Arbeitsplätze.

Beherrscht wird Gaza von der Hamas, einer besonders radikalen Gruppe, die nicht will, dass neben Israel ein Staat für die Palästinenser*innen entsteht. Die Hamas will den Staat Israel zerstören und stattdessen einen „Gottesstaat“ errichten, in dem alle nach den religiösen Gesetzen des Islam leben müssen, ähnlich wie jetzt schon im Iran oder in Saudiarabien. Immer wieder schießt die Hamas Raketen über die Mauer und tötet Jüdinnen und Juden. Israel schickt dann Kampfflugzeuge, die Gebäude bombardieren, in denen es Hamas-Terroristen vermutet. Und aus Angst vor Attentaten lässt Israel nur selten Palästinenser*innen aus dem Gazastreifen heraus. So geht das seit vielen Jahren und die meisten Menschen haben die Hoffnung verloren, dass es je besser wird. Dass es noch viel schlechter werden könnte, haben sie aber nicht gedacht.

Mord und Terror durch die Hamas

Im Oktober ist es der Hamas jedoch gelungen, die Mauer rund um den Gazastreifen zu durchbrechen und weit über tausend Jüdinnen und Juden zu ermorden. Für Israel war das ein riesiger Schock, weil niemand so etwas für möglich gehalten hatte und weil keine Soldaten getötet wurden, sondern wehrlose Familien. Das israelische Militär hat darauf einen großen Angriff auf Gaza begonnen, um die Hamas für immer zu vernichten. 

Niemand weiß derzeit, wie dieser neue Krieg ausgehen wird. Letztlich können wir nur hoffen, dass sich in diesem langen Konflikt irgendwann doch jene durchsetzen werden, die an ein friedliches Nebeneinander von Israelis und Palästinenser glauben.

Autor: Armin Wolf

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