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Kleben fürs Klima | TOPICdigi

Kleben fürs Klima

Im Namen des Klimas gießen Aktivist*innen Farbe und Suppe auf Gemälde oder kleben sich auf Straßen fest. Aber führen diese Proteste auch zu mehr Klimaschutz?

Foto: Letzte Generation Österreich

Der Text stammt aus dem März-TOPIC 2023

Ein junger Mann schüttet schwarze Farbe auf ein Gemälde im Leopold Museum in Wien. Das Bild heißt „Tod und Leben“ und es stammt vom Maler Gustav Klimt. „Stoppt die fossile Zerstörung! Wir rasen in eine Klimahölle!“, ruft der Mann. Ein zweiter Aktivist klebt sich am Schutzglas des Klimt-Bildes fest. Die beiden gehören zu einer Gruppe von Klimaschützer*innen, die sich „Letzte Generation“ nennt. Sie sehen sich als letzte Generation, die den Klimawandel aufhalten kann. Die Gruppe fordert daher sofortige Maßnahmen gegen die Klimakrise, wie zum Beispiel ein Tempolimit auf Autobahnen, denn das reduziert den CO2-Ausstoß. Mit der Aktion im Leopold Museum wollen die Aktivisten gegen neue Öl- und Gasbohrungen der OMV protestieren. Die OMV ist ein Energie- und Chemiekonzern, der das Museum finanziell unterstützt.

Auch in anderen Museen auf der ganzen Welt haben junge Leute Gemälde mit Farbe, Suppe oder Kartoffelpüree beworfen. Straßenblockaden sind ebenso Teil der Klimaproteste. Die Aktivist*innen der „Letzten Generation“ kleben sich dazu am Asphalt fest, um so die Autos am Weiterfahren zu hindern.

Kritiker*innen sind der Meinung, dass die Schütt-Aktionen und das Lahmlegen des Verkehrs nichts bringen. Sie finden es nicht in Ordnung, wenn die Klimaschützer* innen Staus verursachen oder Gemälde beschmutzen. Einige fordern sogar, dass die Protestierenden hart bestraft werden. Andere fürchten, dass ein zu radikales Vorgehen viele Menschen abschreckt und sich am Ende weniger Leute für das Klima starkmachen. Die Aktivist*innen der „Letzten Generation“ sehen das anders. Die Gruppe möchte möglichst viel Aufmerksamkeit erregen, damit mehr Menschen über den Klimaschutz reden und die Politiker* innen endlich handeln.

Wir haben den Schüler Yanis Okresek und den Journalisten Markus Rohrhofer gefragt, was sie von den Klimaprotesten halten:

PRO

Viele Leute können solche Aktionen nicht nachvollziehen und verurteilen die Menschen, die sich auf Straßen kleben oder wertvolle Bilder mit Lebensmitteln oder Öl beschütten. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie übertreiben. Sie sollten lieber anders oder gar nicht demonstrieren.

Den Menschen, die zivilen Ungehorsam leisten, ist jedoch durchaus bewusst, dass sie damit Hass auf sich ziehen und sich Feinde machen. Es geht aber gar nicht darum, ob man die Aktionen gut oder schlecht findet. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu generieren, damit die Leute verstehen, dass wir jetzt handeln müssen, wenn wir uns nicht selbst die Zukunft ruinieren wollen. Die Politiker*innen müssen gezwungen werden zu handeln, auf die Proteste zu reagieren und endlich wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz zu treffen.

Die Leute, die solche Aktionen durchführen, sollten in meinen Augen mit Respekt behandelt werden. Sie sind diejenigen, die ihre Zeit und oftmals auch ihre Freiheit für unser aller Zukunft opfern. Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen, dass derartige Mittel eingesetzt werden müssen. Doch wir sind nun an diesem Punkt und der geringe Schaden, der dadurch jetzt entsteht, könnte in der Zukunft Millionen Menschenleben retten.

Yanis Okresek, Schüler aus Niederösterreich

KONTRA

Wenn man gern ins Museum geht, sollte man dort das Wort „Suppe“ nicht unüberlegt aussprechen. Man könnte dafür ein Hausverbot kassieren. Der Grund: junge Menschen, die bei ihrem Klimaprotest zu Suppen, Kartoffelpüree oder Öl greifen. Die Jugendlichen stürmen in ihrer Wut Galerien. Sie beschmutzen Kunstwerke oder picken sich mit Klebstoff irgendwo fest. Doch es ist nicht ein Klebstoff, der die Menschen in der Klimakrise zusammenhält. Ganz im Gegenteil: Protestmaßnahmen sind sicherlich notwendig. Aber wenn sie zu Sachbeschädigung führen und wenn sich Menschen über geltende Gesetze stellen, werden die Spannungen in einer Gesellschaft mehr.

Die Grundbotschaft ist unumstritten: Niemand kann heute mehr die Augen vor den Folgen des Klimawandels verschließen. Doch die Anliegen der Aktivist*innen sind völlig in den Hintergrund gerückt. Alle reden nur noch über die Protestaktionen. Und diese verhindern, dass sich Menschen die Hände reichen und offen diskutieren. Sich um den Planeten zu sorgen bedeutet, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Gewalt und Zerstörung werden sicherlich nicht zu mehr Klimaschutz führen.

Markus Rohrhofer, Journalist bei der Tageszeitung „Der Standard“

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