Ein Anschlag verändert die Welt

Vor etwas mehr als 20 Jahren ereignete sich in den USA der schlimmste Terroranschlag, den es je gab. Am 11. September 2001 krachten Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center in New York. Terroristen hatten die Passagiermaschinen zuvor entführt und selbst das Steuer übernommen. Sie waren Anhänger der islamistischen Terrororganisation „Al Kaida“ und betrachteten alle Nichtmuslime als Feinde.

In den über 400 Meter hohen Bürotürmen des World Trade Center spielten sich dramatische Szenen ab. Feuerwehrleute versuchten, möglichst viele Menschen aus den brennenden Gebäuden zu retten, doch nach etwa einer Stunde stürzten die Wolkenkratzer in sich zusammen. Fast dreitausend Menschen kamen dabei ums Leben. Kurz nach den Anschlägen in New York flog ein drittes Flugzeug in das Gebäude des US-Verteidigungsministeriums in Washington. In einem vierten Flugzeug konnten die Passagiere die Entführer überwältigen und es stürzte ab, ohne sein Ziel zu erreichen.

Die Folgen des 11. September

Osama Bin Laden war der Gründer der Terrororganisation Al Kaida und Drahtzieher der Anschläge vom 11. September. Es gab Hinweise, dass sich Bin Laden in Afghanistan aufhalten würde. In dem bitterarmen Land, das etwa acht Mal so groß wie Österreich ist, regierten die Taliban auf mittelalterliche Weise: Frauen durften nur mit Ganzkörper-Schleier auf die Straße, Mädchen durften nicht zur Schule gehen, Musik und Fernsehen waren verboten. Wer sich nicht an die Regeln hielt, wurde hart bestraft. Osama Bin Laden machte Afghanistan zum Hauptquartier seiner Al Kaida, die allen „Ungläubigen“ den Kampf angesagt hatte. Ihre Kampfmethode war der Terror: Man wollte möglichst spektakuläre Anschläge mit möglichst vielen Toten verüben. So entstand die Idee, das New Yorker Wahrzeichen World Trade Center zum Einsturz zu bringen.

Die USA und verbündete Staaten sahen in dem feigen Anschlag einen Angriff auf die freie Welt und ihre demokratischen Werte. US-Präsident George W. Bush wollte daher radikale Terroristen mit aller Härte bekämpfen und rief den „Krieg gegen den Terror“ aus. Bush befahl den Einmarsch in Afghanistan, in der Hoffnung, Osama Bin Laden zu finden. Man wollte auch die Ausbildungslager für Terroristen zerstören, die es seit Jahren in Afghanistan gab. Den USA und ihren Verbündeten gelang es, die Taliban innerhalb weniger Wochen zu besiegen. Heute wissen wir, dass es ein Scheinsieg war: Die Taliban beherrschen neuerlich den Großteil des Landes.

Der Weg zum „Islamischen Staat“

Zwei Jahre nach den Anschlägen ließ US-Präsident Bush Truppen im Irak einmarschieren, weil dessen Staatschef Saddam Hussein angeblich die Al Kaida unterstützte und Atomwaffen herstellte. Beides stimmte nicht: Hussein regierte zwar mit Geheimpolizei und Folter, brach zwei Kriege gegen den Iran und gegen Kuwait vom Zaun und ermordete Tausende Kurden mit Giftgas, aber er baute keine Atomwaffen und hatte keine Verbindungen zu Al Kaida.

Der Diktator Saddam Hussein wurde gestürzt und später hingerichtet, aber die Lage im Irak war nach dem militärischen Eingriff der USA alles andere als stabil. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“, kurz IS genannt, versuchte, im Irak an die Macht zu kommen. Dem IS schlossen sich arbeitslose Soldaten des entmachteten Saddam Hussein und islamistische Fanatiker aus der ganzen Welt an. Die Gruppe hatte das Ziel, im Irak und in Syrien einen „islamischen Gottesstaat“ zu errichten, und kämpfte mit äußerster Brutalität gegen Andersgläubige. Mittlerweile konnten die vom IS kontrollierten Gebiete zwar wieder zurückerobert werden, aber im kriegsgeplagten Irak herrschen Arbeitslosigkeit und Armut.

Und Osama Bin Laden? Der Anführer der Al Kaida wurde jahrelang gesucht, bis es einer Elite-Einheit unter USPräsident Barack Obama im Jahr 2011 gelang, Osama Bin Laden ausfindig zu machen und zu töten. Aber die Al Kaida wurde nie wirklich besiegt: Die Terrorgruppe kämpft weiter mit kleineren oder größeren Anschlägen gegen „Ungläubige“ in der westlichen Welt.

Autor: Peter Michael Lingens
Text erschienen in TOPIC, September 2021 (bearbeitet)