"Alles ist möglich, wenn man an sich glaubt!"

Marvin Lorenz will als Schlagersänger durchstartet und seinen Hatern zeigen, was er musikalisch draufhat.

Musikkarriere mit 16: "Alles ist möglich, wenn man an sich glaubt!"

Ein Text vonMarvin Gufler (Künstlername Marvin Lorenz)

Ich glaube, die Musik hatte ich schon als kleiner Bub im Alter von vier Jahren im Blut. Da nahm ich den Gartenrechen, stellte mir vor es sei eine Gitarre und sang den ganzen Tag im Garten. Den Nachbarn taugte das bestimmt sehr :-). Aber als ich im Alter von sechs Jahren zum ersten Mal auf ein Zeltfest zum „Frühschoppen“ ging und dort Marc Pircher mit seiner Steirischen Harmonika spielen hörte, wurde mir klar: Ich möchte das auch können!

So kam es dazu, dass ich im Jahr 2011 die Steirische Harmonika in der Musikschule zu lernen begann. Die erste Harmonika, da war ich ziemlich stolz drauf – sowas spielen zu können machte mir mehr Spaß und machte für mich auch in meinen jungen Jahren schon mehr Sinn, als zum Fußballplatz zu gehen oder irgend etwas zu tun, was alle Jungs in meinem Alter taten. Schnell wurde ich in der Schule ausgelacht: „Na, der spielt lieber mit seiner Steirischen und singt herum. Der ist ja nicht normal.“ Ich gebe zu, ich wollte immer anders sein – nie wollte ich so sein wie alle anderen! Ein Markenzeichen, etwas Anderes – das wollte ich sein! Während andere in der Schule über die Fußball-WM, den neusten Song von Sido oder über amerikanischen Kinderfilme, die für mich keinen Sinn ergaben, redeten, schwärmte ich in der Volkschule vom Musikantenstadl oder Peter-Alexander-Filmen. Als andere fragten, was das denn überhaupt sei, da antwortete ich nur: „Die beste und gescheiteste Unterhaltung an einem Sonntag, wenn‘s draußen regnet.“ Ich stand zu meiner Vorliebe für Schlager, Volkstümliche Musik oder den coolen alten Filmen mit dem Peter. Meine Idole waren Udo Jürgens, Marc Pircher und natürlich auch die Fischer Helene.

Doch in der Hauptschule entwickelten sich auch meine eigenen musikalischen Fähigkeiten immer mehr. Ich begann Extra-Unterricht mit der Steirischen Harmonika beim Vizeweltmeister Michael Sattler zu nehmen. Das machte mir Spaß, da lernte ich erstens viel mehr als in der Musikschule und zweitens lauter super Lieder, die mir gefallen. Aber in der Hauptschule änderte sich sonst auch nicht viel, keiner nahm mich richtig ernst. Als ich sagte, „Wenn ich groß bin will ich Musiker sein“, lachten die anderen nur.

Als ich mit der Hauptschule fertig war, musste ich natürlich noch ein neuntes Schuljahr machen. Da entschied ich mich, obwohl ich kein Bauer war, für die Landwirtschaftliche Fachschule. Aber dort blieb ich nur ein paar Tage. Das war eine ziemlich schlimme Erfahrung.

Doch dann entschied ich mich für wohl einen der wichtigsten Schritte für mein heutiges Leben: Ich ging in die Polytechnische Schule in Amstetten. Von außen hieß es nur: „Spinnst du, so eine Schule? Da lernt man ja nix und da sind eh nur lauter Ausländer“. Doch ich machte mir mein eigenes Bild und kam am Ende des Schuljahres zu dem Schluss, das es eine der besten Schulen ist, die es gibt! Jeder einzelne Schüler wird dort ernst genommen und seine Stärken werden gefördert. Dort bemühen sich die Lehrer und auch vermeinlich „starke Kerle“, die am Anfang frech waren und die glaubten, sie sind die Stärksten und Besten, gingen aus dieser Schule als neue, bessere Menschen hinaus. Es ist ein Jahr der Reife und das Lehrpersonal dort bemühte sich wirklich, das Beste aus allen Schülern herauszuholen.

So ging es auch mir. Ich vergesse den Moment, als ich zum ersten Mal in diese Schule hineingegangen war, nie wieder. Er war sehr schön! Die Direktorin begrüßte mich mit einen offenen Herzen, nahm mich ernst und aktzeptierte mich, wie ich war. Der entscheidende Faktor für meine heutige Musikkarriere war aber nicht nur das Entgegenkommen von Frau Direktor Richter, sondern ein Lehrer namens Herr Spreitzer: Am Schulanfang hatte ich ihm erzählt, dass ich die Steirische Harmonika spiele. Das hatte er sich gemerkt und so kam er eine Woche vor den Weihnachtsferien zu mir und fragte mich, ob ich nicht ein oder zwei Weihnachtsongs mit ihm im Informatik-Unterricht aufnehmen wollte. Ich sagte: „Ja, klar!“ Er erzählte mir, dass er einmal mit Marc Pircher in der Band gespielt hatte! Daraufhin war ich natürlich gleich begeistert. Im Mai nahmen wir dann sogar einen Schulsong auf, bei dem ich singen und muszieren durfte und der sehr gut bei den Leuten ankam.

Doch der entscheidende Moment geschah einen Tag vor Schulschluss. Die Schule veranstaltete einen Spiel- und Sporttag und Herr Spreitzer baute seine Anlage auf und legte Musik auf. Da kam ein Schüler zu mir und sagte: „Marvin, wenn du jetzt nach vorne gehst und etwas singst, bekommst du fünzig Euro.“ Ich muss dazusagen, in der PTS war ich damals bei den Schülern nicht sehr beliebt, weil ich eben nicht der typische Junge war. Da sagte ich: „Ja sicher, aber deine fünzig Euro kannst du dir behalten“. Ich schnappte mir das Mikrofon und sagte Herrn Spreitzter, dass er bitte das Playback von „So liab hob i di“ von Andreas Gabalier auflegen sollte. Und ich sang vor 150 begeisterten Schülern. Alle haben geschaut. Das hatten sie nicht erwartet! Als Zugabe sang ich dann noch „I am from Austria“ – das war ein Erlebnis! In diesem Moment wurde mir klar, jetzt geht’s los! Ich möchte Musiker werden!

Herr Spreitzer und ich blieben natürlich in Verbindung. Er gab mir viele Kontakte. Dann passierte alles sehr schnell. Gemeinsam mit meinem Nachbarn Karl, der einmal Grafikdesigner war, entwickelten wir coole Fotos, Logos und Werbematerialien – sofern wir Zeit fanden. Tagsüber in den Sommerferien waren wir in der Au am Acker und arbeiteteten und am Abend machten wir dann mit der Musik weiter. Nach und nach kamen einige Auftritte dazu. Doch dann im Herbst rief ich einen der besten und erfolgreichsten Komponisten der Schlagerbranche, Peter Fiedler, der in Innsbruck wohnt, an. Er schrieb mir meinen ersten eigenen Song. „I waß du denkst an mi“. Dieses Lied durfte ich im Musikstudio aufnehmen, das war echt super. Dazu kamen dann einige Zeitungsberichte in der Krone und in den Regionalblättern. Und einen Fernsehbericht über mich gab‘s dann auch noch dazu.

Von da an ging es schön bergauf. Viele meiner Hasser und jene, die mich nicht ernst genommen hatten, kamen auf einmal daher und schau, schau: Sie staunten! Ich redete nicht nur von meinen Traum, sondern ich versuche ihn auch zu verwirklichen, in kleinen, aber guten Schritten. Gemeinsam mit dem Niederösterreichischen Privatfernsehen entwickelte ich dann eine eigene TV-Sendung, die ich moderieren darf. Da durfte ich zum Beispiel Melissa Naschenweng treffen oder die Edlseer, die mir viele Tipps gaben. Mit ihnen darf ich dann sogar einmal auftreten. Dann erschienen der zweite Song, Musikvideos … momentan geht’s wirklich rund in meinen Leben.

In diesem Jahr stehen noch zahlreiche Auftritten und coole Produktionen an. Es wird also noch viel von mir kommen und ich versuche meinen Traum zu verwirklichen. Denn mit träumen allein, verschwendet man nur seine Zeit – aber wenn ich versuche, meinen Traum konsequent zu verwirklichen, verschwende ich die Zeit bestimmt nicht! Die Schlagerbranche ist keine einfache. Es gibt tausende Musiker in Österreich, die sich daran versuchen. Wenn man an sich glaubt, eine professionelle Einstellung und Charisma hat und dazu noch richtig dahinter steht, kann man es vielleicht schaffen. Und wichtig: Man darf keine zu großen Schritte hintereinander machen. Lieber kleine Schritte, und diese genau zur richtigen Zeit! Denn wenn man die Leiter auf einmal hochspringt, fällt man tieeeeeef hinunter und das kann sehr weh tun.

Mein Ziel ist es, all jenen, die mich nicht ernst nahmen – seien es die Schulkameraden von früher oder die Bauern, die beim Landmaschinenmechaniker zusammen saßen und bei einem Bier über mich lachten – zu zeigen: „Ich kann das! Alles ist möglich, wenn man es will!“

Marvin (r.) mit Franz Griesbacher von den Paldauern.
Marvin (r.) mit Franz Griesbacher von den Paldauern.