VERNETZT – November 2024

Schlaue Computer

ChatGPT ist ein Computerprogramm, mit dem man chatten kann wie mit einem Menschen. Es heißt aber nicht, dass der Computer jetzt denkt und fühlt wie wir.

Foto: Ground Picture/Shutterstock.com

Lange Zeit schien klar: Manche Dinge können nur Computer, manche Dinge können nur Menschen. Innerhalb von Sekunden riesengroße Zahlen miteinander zu multiplizieren ist für Computer kein Problem – Menschen hingegen brauchen dafür viel länger. Sich eine verrückte Geschichte auszudenken, in der ein Papagei, ein Segelboot und eine Wurstsemmel vorkommen, ist hingegen für Menschen ziemlich einfach, für einen Computer ist das sehr schwierig – zumindest bisher.

In letzter Zeit hat sich aber einiges geändert. Computerprogramme wurden entwickelt, die nicht nur stur Rechnungen ausführen, sondern erstaunlich kreative Aufgaben lösen. Es gibt heute Computerprogramme, die wunderschöne Bilder erzeugen. Und es gibt Programme, die sich Geschichten ausdenken. Man spricht dann oft von „künstlicher Intelligenz“.

Der Computer kann jetzt Aufsätze schreiben

Für besonders viel Aufsehen hat das Computerprogramm „ChatGPT“ gesorgt: Man kann Fragen eintippen und bekommt eine Antwort, die klingt, als hätte sie ein Mensch geschrieben. ChatGPT kann mit Menschen plaudern, Schulaufsätze schreiben und sich sogar völlig neue Geschichten ausdenken. Das heißt aber nicht, dass der Computer jetzt denkt wie ein Mensch. Der Computer hat keine Gefühle, er will nichts Bestimmtes erreichen, er hat keine Vorlieben und Abneigungen. Er löst einfach nur die Aufgaben, die man ihm einprogrammiert hat. Aber das kann er inzwischen so gut, dass man die Texte, die der Computer dabei erzeugt, von menschlichen Texten oft nicht mehr unterscheiden kann.

Was bedeutet das für uns Menschen? Einige Berufe werden sich durch künstliche Intelligenz wohl völlig verändern: Viele Leute verbringen heute viel Zeit damit, Texte zu lesen, zu verstehen oder zu schreiben. Journalist*innen etwa – aber auch die Polizistin, die sich bei den Ermittlungen ein paar Stichworte aufschreibt und daraus dann einen ausführlichen Bericht machen muss. Oder der Schuldirektor, der die Eltern über die Pläne der Schule im kommenden Jahr informieren möchte.

Lesefertigkeit

Im folgenden Absatz (blaue Box) sind die Buchstaben der meisten Wörter durcheinandergeraten. Nur der erste und der letzte Buchstabe eines Wortes stehen an der richtigen Stelle. Lies den Absatz mehrmals halblaut, bis du ihn flüssig lesen kannst.

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Der Computer hat nicht immer recht

ChatGPT ist ein Computerprogramm, das menschliche Sprache nachahmt – nicht mehr und nicht weniger. ChatGPT kann vielleicht darüber schreiben, wie eine Person reagiert, wenn sie am Schwimmbeckenrand ausrutscht und ins kalte Wasser fällt. Aber ChatGPT hat keine Ahnung, wie es sich tatsächlich anfühlt, ins Wasser zu fallen. Es kann nur Antworten geben, weil es riesige Mengen von Texten analysiert hat, die von Menschen geschrieben wurden.

Durch dieses Training hat ChatGPT gelernt: Das Wort „Wasser“ kommt oft zusammen mit dem Wort „nass“ vor. Es hat auch gelernt: Wenn in einer Geschichte eine Person unabsichtlich ins Wasser fällt, dann kommen danach oft Wörter vor, die mit unangenehmen Gefühlen zu tun haben. Und wenn die Person nicht schwimmen kann, dann hat das mit Gefahr zu tun. Daraus kann der Computer nun ausrechnen, welche Sätze mit hoher Wahrscheinlichkeit Sinn ergeben.

Aber der Computer hat keine Gefühle und er weiß nicht wirklich, ob die Information, mit der er gefüttert wurde, auch wirklich wahr ist. Er fügt bloß die Wörter, die er gelernt hat, auf neue Weise zusammen. Das macht er so, dass das Ergebnis der menschlichen Sprache möglichst ähnlich wird.

ChatGPT ist eine Spracherzeugungsmaschine. Aber es ist keine Wahrheitserzeugungsmaschine. Das ist ein wichtiger Unterschied. Auch wenn eine künstliche Intelligenz Texte schreibt, die für uns ziemlich überzeugend klingen – wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass sie auch tatsächlich stimmen!

Autor: Florian Aigner, redaktionell bearbeitet

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