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Wer ist arm, wer ist reich? | TOPICdigi

REIMEREI – Mai 2025

Wer ist arm, wer ist reich?

Österreich gilt als reiches Land. Die meisten Menschen haben genug zu essen und ein Zuhause. Trotzdem gibt es auch Armut: Familien oder alte Menschen, die sich nur das Allernotwendigste leisten können, und Obdachlose, die auf der Straße leben. Wir schauen uns an, was Dichter*innen über das Verhältnis von Arm und Reich sagen ...

Foto: Wdnld/Shutterstock.com

Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an.
Und der Arme sagte bleich,
wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.

Bert Brecht (1898–1956), deutscher Dichter

Diskutiert in der Klasse!

Der Dichter Bert Brecht beschäftigte sich in vielen seiner Werke mit der Ungerechtigkeit in der Gesellschaft. Zu seinen bekanntesten Theaterstücken gehören „Die Dreigroschenoper“, „Mutter Courage und ihre Kinder“ und „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“.

Was haltet ihr von Brechts Aussage im Gedicht?
Sind die Armen arm, weil die Reichen reich sind?
Gilt das auch heute noch? 
Was bedeutet es überhaupt, reich oder arm zu sein?
Ist das nur Geldsache?

Der satte Reichtum

Der satte Reichtum hat's ausgedacht,
dass Armut niemandem Schande macht.
Die Schlemmer lehren am vollen Tisch,
wie Salz und Brot hält die Wangen frisch.

Die Tauben gurren vom Dachesrand:
„Nehmt lieber den Sperling in der Hand!“ …
Und die Dummen fassten den Mehrheitsbeschluss,
dass stets der Klügere nachgeben muss.

Oscar Blumenthal (1852–1917), deutscher Schriftsteller

Was heißt …
Schlemmer: Feinschmecker, aber auch Vielfraß

Diskutiert in der Klasse!

Der Dichter Blumenthal hält nicht viel von klugen Sprüchen. Er glaubt, dass sie von Reichen ausgedacht wurden, um die Armen zu beruhigen. Solche Sinnsprüche, die Lebensweisheiten vermitteln, nennt man Aphorismen.

Hier sind die Sinnsprüche, die im Gedicht vorkommen:

o Armut ist keine Schande.

o Salz und Brot machen Wangen rot.

o Ein Spatz (Sperling) in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach.

o Der Klügere gibt nach!

Was bedeuten die Sprüche?

Welche findet ihr gut?

Welche lehnt ihr ab?

Foto: mit KI/ChatGPT erstellt

Die Alte

Im Park, wo die Reichen spazieren,
Auf einer Bank,
Saß eine arme Frau
Müde und krank.

Es gingen und kamen
Geputzte Herren und Damen,
Lachten und plauschten,
Und die seidenen Röcke rauschten.

Die Alte saß, gekrümmt den Rücken,
Und sah ihnen zu mit stummem Nicken.
Ich schritt vorüber, sorglos, fein,
Und meine Schleppe hinterdrein
Fegte über raschelndes Laub
Und wühlte im Staub.

Und die Alte, eifrig und ohne Neid,
Sprach: „O, das schöne, das reiche Kleid!“
Da stieg in die Wangen mir jähe Glut,
Und plötzlich war mir so eigenzumut,
Und war mir mein reiches Leben leid,
Und war mir, als müsst ich zerreißen mein Kleid,
Als müsst ich auf immer dem Glanz entsagen
Und Elend und Not mit der Alten tragen.

Thekla Lingen (1866–1931), deutsche Dichterin

Was heißt …
geputzt:
kurz für „herausgeputzt“, teuer und modisch gekleidet
plauschen: sich gemütlich unterhalten
Schleppe: Teil eines langen, festlichen Kleides, der den Boden berührt und beim Gehen nachgeschleift wird
jähe Glut: Die Dame wurde plötzlich rot.
eigen zumut: sich eigenartig fühlen
leid: Hier bedeutet es, dass die Dame ihr oberflächliches Leben hinterfragte.

Schreib es auf!

Stell dir vor, du bist die Erzählerin. Am nächsten Tag schreibst du in dein Tagebuch, was du erlebt hast und was du daraus gelernt hast.
Vergleicht eure Tagebucheinträge in der Klasse.

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