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Ein Schrei durch die Brandung | TOPICdigi

REIMEREI – März 2025

Ein Schrei durch die Brandung

Stell dir vor, du stehst an einem Strand in Norddeutschland. Es ist Nacht, es stürmt und die Brandung dröhnt. Du beobachtest ein gestrandetes Schiff. Es liegt auf einer Sandbank und wird von den tobenden Wellen hin und her geworfen. Da hörst du einen verzweifelten Schrei. Ein Mann befindet sich noch auf dem Schiff. Der tapfere Nis Randers will sich sogleich aufmachen, um ihn zu retten.

Foto: mit KI/ChatGPT erstellt

Nis Randers


Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd –
Ein Schrei durch die Brandung!

Und brennt der Himmel, so sieht mans gut.
Ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut;
Gleich holt sichs der Abgrund.

Nis Randers lugt – und ohne Hast
Spricht er: „Da hängt noch ein Mann im Mast;
Wir müssen ihn holen."

Da fasst ihn die Mutter: „Du steigst mir nicht ein:
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
Ich wills, deine Mutter!

Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
Drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
Mein Uwe, mein Uwe!"

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
„Und seine Mutter?"

Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs:
Hohes, hartes Friesengewächs;
Schon sausen die Ruder.

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muss es zerschmettern …! Nein, es blieb ganz …!
Wie lange? Wie lange?

Mit feurigen Geißeln peitscht das Meer
Die menschenfressenden Rosse daher;
Sie schnauben und schäumen.

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des andern springt
Mit stampfenden Hufen!

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? – Ein Boot, das landwärts hält –
Sie sind es! Sie kommen! – –

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt …
Still – ruft da nicht einer? – Er schreits durch die Hand:
„Sagt Mutter, 's ist Uwe!".

Otto Ernst (1862–1926), deutscher Dichter und Schriftsteller

Was heißt ...

die Brandung: Wellen, die am Ufer brechen

das Wrack: kaputtes Schiff

lugt: schaut, späht

gemach: ruhig, ohne Hast

Friesengewächs: hier sind die Bewohner der Frieslande gemeint – der Begriff wird hier als Symbol für robuste, standhafte Menschen verwendet

feurige Geißeln: hier sind Blitze gemeint

menschenfressenden Rosse: Wellen, die vom Sturm gepeitscht werden, bezeichnet man als „weiße Pferde“. Ihre Schaumkronen ähneln von der Seite gesehen Pferdeköpfen mit wehenden weißen Mähnen. Menschenfressend nennt sie der Dichter, da die Sturmwellen schon viele Menschen das Leben gekostet haben.

Wer ist wer?

Hier findest du noch eine kleine Familienaufstellung zum besseren Verständnis:

Nis – Sohn – der Held und Retter

Momme – Sohn – ertrunken

Vater – Ehemann – ertrunken

Uwe – Sohn – schiffbrüchig und gerettet

Mutter – steht besorgt am Strand – bekommt ihren Sohn Uwe zurück

Schau dir die Ballade als Schattenspiel an:

Nis Randers als Song

Hier kannst du dir auf Youtube die Vertonung der Ballade durch den deutschen Musiker Achim Reichel anhören. Reichel stammt aus Schleswig-Holstein. Dort befindet sich die Region Nordfriesland.

Du bist dran!

Gib die Ballade in Form einer Erzählung wieder. Schreibe die Geschichte so, dass sie spannend und lebendig wird. Stell dir vor, du erzählst sie jemandem, der das Gedicht nicht kennt, aber mitfühlen soll, was passiert.

o Finde eine gute Struktur für deine Erzählung (Einleitung, Hauptteil, Schluss).
o Verwende passende Wörter, um die Spannungund Dramatik des Sturms und der Rettung deutlich zu machen.
o Baue Höhepunkte ein, wie die Mutter, die Nis aufzuhalten versucht, oder den Moment, in dem das Boot beinahe untergeht.

Lies deine Geschichte einer Mitschülerin/einem Mitschüler vor.

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