REIMEREI – Februar 2024

Alles nur Theater

Sicher hast du schon einmal vom berühmtesten Liebespaar der Theater-Welt gehört – von Romeo und Julia. Das Stück wurde von dem englischen Dichter William Shakespeare geschrieben. Und zwar im Jahre 1594. Deshalb ist die Sprache für heutige Leser*innen nicht leicht zu verstehen. Aber keine Angst. TOPIC begleitet dich durch die bekannteste Szene.

Foto: Fona/Shutterstock.com

Die Handlung

Die Tragödie spielt in der italienischen Stadt Verona im 16. Jahrhundert. Das Wort „Tragödie“ verrät dir, dass die Geschichte kein Happyend hat. Sie handelt von der Liebe Romeos und Julias. Romeo gehört der Familie der Montagues an, Julia ist eine Capulet. Die beiden Familien sind seit vielen Jahren bis aufs Blut verfeindet. Deshalb dürfen sich die beiden Liebenden nur heimlich treffen. Und heimlich lassen sie sich sogar trauen. Romeo verbringt die Hochzeitsnacht bei Julia. Aber er muss unbedingt am Morgen unentdeckt entkommen. Denn er hat in einem Kampf den Cousin Julias getötet und wurde deshalb aus Verona verbannt.

Romeo und Julia von William Shakespeare:

Dritter Akt, 5. Szene

 

JULIA.

Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern.

Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche,

Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;

Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.

Glaub', Lieber, mir: es war die Nachtigall.

 

Romeo und Julia haben die Hochzeitsnacht in Julias Zimmer verbracht. Es wird langsam hell. Eine Lerche beginnt zu singen. Aber Julia will, dass Romeo noch bleibt und erklärt, es wäre nur eine Nachtigall, die in dem Granatapfelbaum ihr Lied erklingen lässt.

 

ROMEO.

Die Lerche war's, die Tagverkünderin,

Nicht Philomele; sieh den neid'schen Streif,

Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt:

Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,

Der muntre Tag erklimmt die dunst'gen Höh'n:

Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod.
 

Romeo weiß, dass es wirklich die Lerche ist, die singt und dass es Zeit ist, aufzubrechen. Er bezeichnet den Vogel als Philomele. Das war eine Gestalt in der griechischen Mythologie, die in eine Nachtigall verwandelt wurde. Romeo sieht den hellen Streif am Horizont und wird nervös. Wenn er erwischt wird, wird er hingerichtet.
 

JULIA.

Trau' mir, das Licht ist nicht des Tages Licht,

Die Sonne hauchte dieses Luftbild aus,

Dein Fackelträger diese Nacht zu sein,

Dir auf dem Weg nach Mantua zu leuchten;

Drum bleibe noch: zu gehn ist noch nicht Not.
 

Julia redet Romeo ein, dass die Helligkeit ein Trugbild ist. Es soll Romeo auf seiner Flucht in die nahe Stadt Mantua leuchten.
 

ROMEO.

Lass sie mich greifen, ja, lass sie mich töten!

Ich gebe gern mich drein, wenn du es willst.

Nein, jenes Grau ist nicht des Morgens Auge,

Der bleiche Abglanz nur von Cynthias Stirn.

Das ist auch nicht die Lerche, deren Schlag

Hoch über uns des Himmels Wölbung trifft.

Ich bleibe gern: zum Gehn bin ich verdrossen.

Willkommen, Tod! hat Julia dich beschlossen. –

Nun, Herz? Noch tagt es nicht, noch plaudern wir.
 

Obwohl Romeo weiß, dass es Tag wird gibt er nun Julia Recht, denn auch er will noch bleiben. Und Julia zuliebe riskiert er sein Leben.
 

JULIA.

Es tagt, es tagt! Auf! eile! fort von hier!

Es ist die Lerche, die so heiser singt

Und falsche Weisen, rauen Misston gurgelt.

Man sagt, der Lerche Harmonie sei süß;

Nicht diese: sie zerreißt die unsre ja.

Die Lerche, sagt man, wechselt mit der Kröte

Die Augen: möchte sie doch auch die Stimme!

Die Stimm' ist's ja, die Arm aus Arm uns schreckt,

Dich von mir jagt, da sie den Tag erweckt.

Stets hell und heller wird's: wir müssen scheiden.
 

Nun merkt Julia, wie gefährlich ihr Drängen ist und nun will wiederum sie Romeo zum Gehen drängen. Sie schimpft auf den Gesang der Lerche, der ihr Beisammensein stört.
 

ROMEO.

Hell? Dunkler stets und dunkler unsre Leiden!
 

Die Wärterin (das ehemalige Kindermädchen Julias) kommt herein.
 

WÄRTERIN.

Fräulein!
 

JULIA.

Amme?
 

WÄRTERIN.

Die gnäd'ge Gräfin kommt in Eure Kammer;

Seid auf der Hut: schon regt man sich im Haus.
 

Wärterin ab.
 

JULIA das Fenster öffnend.

Tag, schein' herein! und Leben, flieh' hinaus!
 

ROMEO.

Ich steig' hinab: lass dich noch einmal küssen!
 

Romeo entflieht nach Mantua.

Jetzt seid ihr dran!

Lest die Szene mit verteilten Rollen.

Lernt eure Lieblingsstelle auswendig.

Recherchiert im Internet, wie die Tragödie weitergeht. Aber Achtung! Das Ende ist nichts für empfindliche Gemüter.

Filmtipps:

Es gibt viele Filme über das Liebespaar. TOPIC empfiehlt zwei herausragende Verfilmungen:

  1. Romeo und Julia aus dem Jahr1968 von Franco Zeffirelli mit Leonard Whiting und Olivia Hussey – ein romantischer Film, der im 16. Jahrhundert spielt.
  2. Romeo und Julia aus dem Jahr 1996 von Baz Luhrmann mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes – die Handlung spielt in einer südamerikanischen Stadt in der Gegenwart.

Youtube-Video:

Michael Sommer erklärt dir mit Hilfe von Playmobil-Figuren die Geschichte kurz und lustig.

Sommers Weltliteratur to go