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Amoklauf in Graz | TOPICdigi

News - Juni 2024

Amoklauf in Graz

Ein schlimmes Ereignis hat ganz Österreich erschüttert: In Graz kam es zu einem Amoklauf an einer Schule. In diesem Text erfährst du, was passiert ist und an wen du dich wenden kannst, wenn dich das Geschehene belastet. Außerdem werfen wir einen Blick darauf, wie Waffengesetze in verschiedenen Ländern geregelt sind, und was wir tun können, damit Schule ein Ort bleibt, an dem sich alle sicher fühlen.

Foto: irin-k / Shutterstock.com

Was ist passiert?

Am 10. Juni 2025 kam es in einem Grazer Gymnasium zu einer schrecklichen Tat: Ein 21-jähriger Mann ist mit zwei Schusswaffen in seine ehemalige Schule eingedrungen und hat neun Jugendliche und eine Lehrkraft erschossen. Mehrere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Am Ende nahm sich der Täter das Leben.
So etwas nennt man einen Amoklauf. Das ist eine Gewalttat, bei der jemand versucht, möglichst viele Menschen zu verletzen oder zu töten – oft, weil die Person sehr verzweifelt ist und keinen anderen Ausweg mehr sieht.
Amokläufe sind in Österreich zum Glück sehr selten – an Schulen gab es das vor Graz noch nie.

Wie gehen wir damit um?

Wenn man von einer so furchtbaren Gewalttat wie dem Amoklauf in Graz hört, können ganz unterschiedliche Gefühle auftauchen. Manche von uns fühlen Angst, andere Wut oder Trauer. Vielleicht hast du gar keine Worte für das, was du empfindest. Vielleicht ist es ein Kloß im Hals oder ein Ziehen im Bauch. All das ist normal.

Oft hilft es, über seine Gefühle zu reden. Zum Beispiel:

  • mit Freund*innen,
  • mit deinen Eltern,
  • mit einer Lehrperson, der du vertraust,
  • mit einer Schulpsychologin oder einem Schulpsychologen
  • oder mit den Berater*innen von „Rat auf Draht“

Auch in der Klasse kann gemeinsam darüber gesprochen werden. Lehrer*innen können helfen, Worte für das Unsagbare zu finden. Zum Beispiel durch Gesprächskreise, einen Kummerkasten und der Möglichkeit, Gedanken anonym aufzuschreiben. Es ist in Ordnung, dabei traurig, still oder auch wütend zu sein. Niemand muss „funktionieren“, wenn etwas so Schreckliches passiert.

Wenn dir die Berichte über den Amoklauf in Graz Angst machen, dann sprich mit jemandem darüber.
Wenn dir die Berichte über den Amoklauf in Graz Angst machen, dann sprich mit jemandem darüber.Foto: autumnn / Shutterstock.com

Warum passieren solche Taten überhaupt?

Kein Mensch wird „einfach so“ zur Täterin oder zum Täter. Oft steckt eine tiefe innere Not dahinter. Manche Menschen wurden über viele Jahre ausgegrenzt, schlecht behandelt oder haben sich übersehen und nicht verstanden gefühlt.
Der Kriminologe* Manuel Heinemann sagt in einem Interview mit der Wiener Zeitung, dass oft Mobbing der Anfang sei – verbunden mit Schmerz, Ohnmacht und Verzweiflung. „Wenn jemand keine Bewältigungsstrategien hat, beginnt eine Spirale“, erklärt er.
Auch der Psychiater Reinhard Haller sieht das ähnlich. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA sagt er: „Diese Menschen haben Kränkungen erlitten, die von außen Kinkerlitzchen sind, aber die für sie die Welt bedeuten.“

Das alles entschuldigt solche Taten nicht! Aber es zeigt, wie wichtig es ist, früh hinzuschauen, zuzuhören und Hilfe zu holen – für sich selbst oder für andere. Wer lernt, über seine Gefühle zu sprechen, kann einen passenden Weg finden, mit Schmerz oder Wut umzugehen.

* Ein Kriminologe erforscht Kriminalität und ihren Ursachen

Hier bekommst du Hilfe

Wenn dich das Thema belastet oder du mit jemanden über deine Sorgen und Gedanken reden möchtest, kannst du kostenlos und anonym bei Rat auf Draht anrufen – unter der Nummer 147.
Die Berater*innen sind rund um die Uhr für dich da.

Außerdem gibt es von Montag bis Freitag, jeweils von 18 bis 20 Uhr, eine Chatberatung auf der Website www.rataufdraht.at.

Mehr Waffen, mehr Gewalt?

In den USA kommt es an Schulen deutlich häufiger zu Amokläufen und Schießereien als in anderen Ländern. Allein im Jahr 2024 wurden zumindest 82 bewaffnete Vorfälle an Schulen gezählt, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Ein Grund dafür ist der leichte Zugang zu Schusswaffen. Das Recht, eine Waffe zu besitzen, steht sogar in der Verfassung – das ist das wichtigste Gesetzbuch der USA. Wenn Waffen leicht verfügbar sind, ist die Gefahr größer, dass sie in Momenten großer Wut oder Verzweiflung verwendet werden.

In Österreich ist der Besitz von Schusswaffen streng geregelt. Wer eine Waffe erwerben möchte, braucht in den meisten Fällen eine Genehmigung, muss mindestens 18 Jahre alt sein und die Waffe sicher aufbewahren – zum Beispiel in einem Waffenschrank. Für bestimmte Waffentypen gelten besonders strenge Regeln. Trotz dieser Vorschriften steigt die Zahl der Schusswaffen im Land. Weltweit liegt Österreich inzwischen auf Platz 12, was die Anzahl an Waffen pro 100 Einwohner betrifft.
Nach dem Amoklauf in Graz hat die österreichische Regierung angekündigt, die bestehenden Waffengesetze zu verschärfen.

Ein Beispiel dafür, wie sehr sich strenge Waffengesetze auf die Sicherheit auswirken können, ist Japan: Dort darf fast niemand abgesehen von Polizei oder Militär eine Schusswaffe besitzen. In Japan gibt es nur 0,3 Schusswaffen pro 100 Einwohner. Zum Vergleich: in Österreich sind es rund 30, in den USA sogar über 120. In Japan ist Waffengewalt extrem selten, was unter anderem an der strikten Gesetzgebung liegt.

Pro und Kontra: Waffenverbot

Sprecht in der Klasse über folgende Fragen:

o Glaubst du, dass mehr Waffen in einem Land automatisch auch mehr Gefahr bedeuten?

o Sollte in Österreich der private Besitz von Schusswaffen verboten werden? Was spricht dafür, was dagegen?

o Welche Verantwortung haben Menschen, die legal eine Waffe besitzen dürfen?

Wahre Sicherheit entsteht durch Vertrauen und Gemeinschaft.
Wahre Sicherheit entsteht durch Vertrauen und Gemeinschaft.Foto: fizkes / Shutterstock.com

Wie wird Schule ein sicherer Ort?

In den USA wurden nach Amokläufen an einigen Schulen Zugangskontrollen eingeführt. An manchen Orten gibt es sogar Metalldetektoren oder bewaffnete Wachen. Diese Maßnahmen sollen helfen, Gewalttaten zu verhindern. Ob sie wirklich wirken, ist aber umstritten.

Nach dem Amoklauf in Graz wird nun auch in Österreich darüber diskutiert, ob der Zutritt zu Schulen stärker kontrolliert werden sollte. Bisher dürfen Schüler*innen und Lehrpersonen das Schulgebäude meist frei betreten.

Manche fordern, dass Schultüren außerhalb bestimmter Zeiten verschlossen bleiben sollen – damit niemand unbemerkt ins Gebäude kommt. Andere warnen: Zu viele Kontrollen könnten das Schulklima verschlechtern. Wenn der Schulalltag ständig an mögliche Gefahren erinnert, fühlen sich viele Kinder und Jugendliche vielleicht noch unsicherer.

Denn: Schule soll kein Hochsicherheitstrakt sein, sondern ein Ort, an dem sich alle willkommen, sicher und ernst genommen fühlen. Wahre Sicherheit entsteht nicht nur durch Technik oder Kontrolle – sondern durch Vertrauen und Gemeinschaft.

Fragen zum Nachdenken

Überlege dir zuerst in Ruhe für dich, was dir zum Thema Sicherheit in der Schule wichtig ist. Notiere deine Gedanken stichwortartig oder in ganzen Sätzen. Denke dabei besonders über folgende Fragen nach:

o Was würde dir helfen, dich an deiner Schule sicher(er) zu fühlen?

o Was würde dich eher verunsichern?

o Welche Maßnahmen sollten in Österreich eingeführt werden – welche auf keinen Fall?

Tauscht euch anschließend in der Klasse über eure Gedanken aus.