Autor: Stephan Scharinger
NEWS – Jänner 2026
Krieg im Sudan
Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Welt. Trotzdem erreichen viele Konflikte und Kriege in Afrika unsere Nachrichten kaum. Während wir über Kriege anderswo täglich informiert werden, geraten Millionen von Menschen in Ländern wie dem Sudan fast völlig aus unserem Blickfeld. Dieser Artikel zeigt, was gerade im Sudan passiert.

Ein Kontinent außerhalb unseres Blickfeldes
In Europa wird über Konflikte in Afrika deutlich weniger berichtet als über Krisen in Amerika, Asien oder sogar kleinere Ereignisse in Europa selbst. Viele Menschen nehmen Afrika als „weit weg“ wahr – nicht nur geografisch, sondern auch emotional. Medien greifen oft Themen auf, die unmittelbare Auswirkungen auf Europa haben oder bei denen europäische Staaten politisch und wirtschaftlich stark beteiligt sind. Dadurch entsteht der Eindruck, Konflikte in Afrika seien weniger wichtig oder betreffen uns Europäer*innen nicht direkt. Das ist jedoch ein gefährliches Missverständnis, denn auch weit entfernte Ereignisse haben Folgen für die globale Politik, die Wirtschaft und vor allem für Millionen von Menschen.
Wenn Konflikte außerhalb unseres Blickfeldes stattfinden, geraten die betroffenen Menschen aus dem öffentlichen Bewusstsein. Ihre Geschichten werden kaum erzählt, ihre Lage wird seltener in politische Entscheidungen einbezogen. Weniger Aufmerksamkeit bedeutet auch, dass internationaler Druck fehlt, um Frieden zu fördern oder humanitäre Hilfe zu stärken. Für Jugendliche in Europa kann das den Eindruck erwecken, Afrika sei ein Kontinent, der „immer schon voller Probleme war“. Gerade deshalb ist es wichtig, genau hinzuschauen und zu verstehen, was wirklich passiert.
Krisen in Afrika werden in europäischen Medien häufig nur knapp oder gar nicht erklärt. Viele Konflikte sind komplex, haben eine lange Geschichte und verändern sich schnell. Für kurze Nachrichtenformate scheint das „zu kompliziert“. Gleichzeitig existieren in Europa immer noch Vorurteile, die Afrika auf Armut oder Chaos reduzieren. Solche Klischees verhindern, dass wir einzelne Länder differenziert, das heißt mit Blick auf wichtige Unterschiede, betrachten. Afrika besteht aus 54 Staaten – mit völlig unterschiedlichen Kulturen, Geschichten und politischen Systemen. Dennoch wird der Kontinent oft als einheitliches „Problemgebiet“ dargestellt.
Teste dein Wissen
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Der Krieg im Sudan – Ein Land am Abgrund
Der Bürgerkrieg im Sudan dauert schon seit April 2023 an.
Zwei mächtige Gruppen kämpfen um die Kontrolle über das Land: die nationale Armee (Sudanese Armed Forces, SAF) und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). „Paramilitärisch“ bedeutet, dass die Gruppe zwar bewaffnet ist, aber keine reguläre Armee. Schätzungen sprechen davon, dass der Krieg bisher schon 150 000 Menschenleben gefordert haben soll.
Doch die blutige Geschichte des Sudan reicht noch viel länger zurück. Im Jahr 1989 kam der General Umar al-Baschir durch Gewalt an die Macht und errichtete eine Diktatur. Bestimmte Bevölkerungsgruppen wurden brutal unterdrückt und die wirtschaftliche Situation im Land wurde zunehmend schlimmer – es kam zu Hungersnöten. Im April 2019 wurde der Diktator nach 30 Jahren an der Macht gestürzt. Nun hofften viele Menschen im Sudan auf einen demokratischen Neuanfang. Doch die Übergangsregierung wurde von alten Machtstrukturen blockiert, und die Rivalität zwischen den beiden bewaffneten Gruppen führte schließlich ab 2023 zu einem offenen Krieg.

Die dramatische Lage im Herbst 2025
Im Herbst 2025 hat sich die Situation noch einmal deutlich verschlechtert. Die RSF hat nach einer langen Belagerung die Stadt al-Faschir in Darfur erobert. Innerhalb weniger Tage wurden dort besonders viele Zivilist*innen getötet, und Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen häuften sich. Gleichzeitig breitet sich der Krieg auf weitere Regionen aus. Auch ölreiche Gebiete im Osten des Landes geraten zunehmend unter Beschuss. Luftangriffe, Drohneneinsätze und Kämpfe in dicht besiedelten Stadtgebieten führen dazu, dass immer mehr Menschen alles verlieren, was sie besitzen.
Die humanitäre Lage ist verheerend. Millionen Menschen haben kaum Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser oder medizinischer Versorgung. Viele Familien mussten ihre Heimat verlassen und sind innerhalb des Landes oder ins Ausland geflüchtet. Internationale Organisationen wie zum Beispiel „Ärzte ohne Grenzen“ warnen inzwischen, dass der Konflikt außer Kontrolle gerät. Die Hilfsorganisation „International Rescue Committee“ meldete im November 2025, dass allein in der Stadt al-Faschir schon 200 000 Personen als vermisst gelten. Es ist unklar, ob die Vermissten getötet wurden, in Gefangenschaft geraten sind oder sich verstecken konnten.
Jetzt bist du dran!
Schau dir das Video „Warum es im Sudan Krieg gibt“ an:
schule.zdf.de/video/krieg-in-sudan-einfach-erklaert-100 (2 Minuten)
Beantworte anschließend die folgenden Fragen:
o Wie viele Menschen leben ungefähr im Sudan?
o Nenne zwei Rohstoffe, die es im Sudan gibt.
o Wie heißt die Hauptstadt des Sudan?
o Woran fehlt es der Zivilbevölkerung besonders?
o Wie viele Menschen leiden im Sudan Hunger?
Hier geht es zur Lösung.
Warum uns dieser Krieg trotzdem etwas angeht
Auch wenn der Sudan weit entfernt wirkt, betrifft uns der Krieg indirekt. Menschenrechte gelten überall und dürfen nicht ignoriert werden, nur weil sie außerhalb Europas verletzt werden. Zudem führt ein Krieg dieser Größenordnung immer zu Fluchtbewegungen, die langfristig auch Europa erreichen können. Wirtschaftliche Folgen, etwa durch die Zerstörung von Infrastruktur oder wichtige Rohstoffengpässe, sind ebenfalls möglich.
Die schrecklichen Berichte über den Krieg im Sudan haben schlussendlich auch europäische und amerikanische Medien erreicht. Verschiedene Staaten, wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und auch die USA, versuchen Verhandlungen zwischen SAF und RSF zu ermöglichen. Dabei besteht allerdings das Problem, dass diese Länder teilweise selbst am Krieg beteiligt sind, weil sie die eine oder die andere Seite unterstützen. Das Ziel ist ein Waffenstillstand, damit die Zivilbevölkerung wieder versorgt werden kann. Vor allem aber geht es um Solidarität: Wir Menschen in Europa sollten verstehen, dass globale Verantwortung nicht an den Grenzen unseres eigenen Kontinents endet.
Projekt für Profis
Der Sudan ist nicht das einzige Kriegsgebiet in Afrika. Die deutsche Servicestelle Friedensbildung hat auf ihrer Website viele Unterlagen zu Kriegen und Konflikten weltweit veröffentlicht. Die Konfliktanalyse zum Krieg im Sudan findet ihr z. B. auf der Seite www.friedensbildung-bw.de/sudan-krieg.
1. Bildet Kleingruppen und sucht euch ein anderes Kriegsgebiet aus.
2. Lest euch in die jeweilige Konfliktanalyse ein. Ihr könnt euch die Texte auch in einfacher/leichter Sprache anzeigen lassen.
3. Stellt euch in der Klasse gegenseitig die Kriege und Konflikte vor.


