
Der Gaza-Krieg
Genau vor zwei Jahren griff die Terrorgruppe Hamas Israel an. Seitdem herrscht Krieg im Nahen Osten. Tausende Menschen sind gestorben, viele mussten fliehen. Hier erfährst du, wie die Lage heute aussieht.

Autor: Stephan Scharinger
Am 7. Oktober 2023 führte die Hamas, eine palästinensische Terrorgruppe, einen großangelegten Angriff auf Israel durch. TOPIC hat mehrfach darüber berichtet und dabei auch die Hintergründe des Konflikts zwischen Israel und Palästina erklärt (zum Beispiel in der Jänner-Ausgabe 2025 ab Seite 6).
Wer ist die Hamas?
Die Hamas ist eine Terrororganisation im Gazastreifen, die den Staat Israel vernichten will. Sie will stattdessen einen „Gottesstaat“ errichten, wo alle nach den religiösen Gesetzen des Islam leben müssen. Dieses Ziel will die Hamas auch mit Gewalt und Anschlägen erreichen. Darüber hinaus ist die Hamas eine politische Partei, die 2006 die Wahlen im Gazastreifen gewonnen hat. Seither hat sie keine neuen Wahlen mehr zugelassen und eine Diktatur errichtet.
Beim Terrorangriff 2023 wurden etwa 1200 Menschen ermordet und rund 250 Geiseln verschleppt. Israel antwortete auf diesen Angriff mit dem Einsatz seines Militärs im Gazastreifen: Städte wurden bombardiert, um die Hamas zu schwächen. Hunderttausende Menschen in Gaza mussten ihre Häuser verlassen und sind auf der Flucht. Man schätzt, dass schon über 60 000 Menschen in Gaza gestorben sind. Die Lage für die Menschen ist schrecklich: Es gibt zu wenig Verpflegung und kaum medizinische Versorgung. Wegen des massiven Leids der Zivilbevölkerung wird Israel auch heftig kritisiert. Zugleich ist das Schicksal vieler der damals verschleppten Geiseln weiterhin ungewiss.
Wie hat sich der Konflikt über die zwei Jahre entwickelt?
Seit dem Angriff 2023 hat sich der Krieg zwischen Israel und der Hamas weiter verschärft. Im September 2025 begann das israelische Militär, mit Bodentruppen in Gaza-Stadt einzumarschieren. Ziel ist es, die Infrastruktur der Terrororganisation zu zerstören. Viele Menschen mussten zuvor erneut fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ein großer Teil der Gebäude im Gazastreifen ist inzwischen zerstört. Die Hamas bleibt jedoch aktiv und greift weiterhin israelische Soldaten und Städte mit Raketen an. Noch immer sind nicht alle Geiseln freigelassen – einige sind gestorben, und mehr als 20 befinden sich weiterhin in Gefangenschaft.

Wie ist die humanitäre Lage derzeit, vor allem in Gaza?
Krankenhäuser, Schulen, Wohnungen: Die gesamte Infrastruktur im Gazastreifen ist stark beschädigt. Israel hat immer wieder angegriffen, weil die Hamas ihre Stützpunkte oft direkt bei zivilen Einrichtungen aufgebaut hat. Es fehlt an Trinkwasser, Medikamenten, Treibstoff und Elektrizität. Für manche Teile des Gazastreifens wurde eine Hungersnot offiziell bestätigt. Auch die psychische Belastung ist groß: Die Menschen müssen in ständiger Angst leben, viele haben ihre Angehörigen verloren.
Diskutiert in der Klasse
Schaut auch gemeinsam dieses Video der Tagesschau des deutschen Fernsehsenders ARD an: www.tagesschau.de/video/video-1507366.html (1:56 Minuten) und diskutiert in der Klasse, warum die Flucht aus Gaza-Stadt so schwierig ist.
Welche Kritik wird an Israel geäußert?
Im Oktober 2023 war der Schock über den Angriff der Hamas groß. Es herrschte Einigkeit, dass sich Israel dagegen wehren und die Hamas militärisch bekämpfen darf. Im Lauf der vergangenen zwei Jahre wurde aber die Frage gestellt, ob Israels Antwort noch verhältnismäßig sei: Kritiker – darunter auch Regierungen anderer Länder und verschiedene Hilfsorganisationen – sagen, dass Israel mit seinen Angriffen vor allem die Zivilbevölkerung trifft, also Menschen, die nichts mit der Hamas zu tun haben. Manche Angriffe auf Wohngebiete oder Krankenhäuser gelten als nicht gerechtfertigt.
Auch die Aussage des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu, dass Israel den gesamten Gaza-Streifen militärisch übernehmen wolle, sorgte für viel Kritik. Israel kontrolliert außerdem den Import von lebenswichtigen Gütern, doch viele Hilfslieferungen werden verzögert oder sogar verhindert. Kritik an der israelischen Regierung gibt es übrigens auch in Israel selbst: Fast täglich demonstrieren Tausende Israelis gegen die Politik von Premierminister Netanjahu. Viele von ihnen glauben, dass seine harte Kriegsstrategie die verbleibenden Geiseln gefährdet und den Frieden in weite Ferne rücken lässt.

Welche Kritik wird an der Hamas geäußert?
Die Hamas ist die einzige erlaubte Partei im Gazastreifen und hat dort eine Diktatur errichtet. Die eigene Bevölkerung leidet unter dieser Diktatur. Die Hamas ist eindeutig verantwortlich für den Angriff vom 7. Oktober 2023. Die militärischen Aktionen der Hamas bringen die eigene palästinensische Bevölkerung in große Gefahr: Die Hamas versteckt sich zum Beispiel in zivilen Gebieten. Die Hamas arbeitet nicht mit jener palästinensischen Partei zusammen, die Teile des Westjordanlandes kontrolliert. Die internen Machtkämpfe schwächen ihre Verhandlungsmöglichkeiten.
Was bedeutet es, dass viele Staaten Palästina als Staat anerkannt haben?
Aktuell (Stand: September 2025) haben 156 der 193 UN-Mitgliedsstaaten Palästina als eigenen Staat anerkannt. Der Staat Palästina besteht demnach aus dem Gaza-Streifen, dem Westjordanland und Ostjerusalem. Ganz neu dazugekommen zu den Staaten, die Palästina als eigenen Staat akzeptieren, sind weltpolitisch bedeutsame Länder wie Großbritannien, Kanada, Australien oder Frankreich. Die Anerkennung ist ein Symbol dafür, dass es Verhandlungen auf Augenhöhe geben soll. Immerhin hat die UNO bereits 1947 die „Zweistaatenlösung“ vorgeschlagen, die aber nie umgesetzt wurde (mehr dazu unter topicdigi.at/extra/beitrag/extra/israel-im-krieg/). Praktisch verändert die Anerkennung Palästinas die Lage der Menschen vor Ort aber kaum. Israel kritisiert, dass damit der Terror der Hamas belohnt werde. Die USA, Deutschland und Österreich haben Palästina übrigens nicht anerkannt.
Schwierige Begriffe
Im Text kommen einige schwierige Begriffe vor, die fett markiert sind. Hier haben wir sie für dich aufgelistet:
Geiseln
Zivilbevölkerung
Infrastruktur
verhältnismäßig
Import
Westjordanlandes
UN
Wie viele davon kannst du deiner Sitznachbarin oder deinem Sitznachbarn erklären? Fragt gemeinsam in der Klasse nach, wenn es Wörter gibt, die ihr nicht versteht.
Welche Auswege könnte es nun noch geben?
Nach zwei Jahren Krieg wirkt der Konflikt nahezu unlösbar. Die Zweistaatenlösung, also ein unabhängiger Staat für Palästina neben Israel, scheint in weiter Ferne: Israel lehnt eine Anerkennung Palästinas ab, während die Palästinenser untereinander zerstritten sind und Israel nicht anerkennen. Zudem ist unklar, wo die Grenzen eines solchen Staates überhaupt verlaufen könnten.
Zurzeit verhandeln in Ägypten Vertreter von Israel und der Hamas über ein mögliches Ende des Krieges. Grundlage ist ein von US-Präsident Donald Trump vorgestellter 20-Punkte-Plan. Er sieht unter anderem vor, dass beide Seiten ihre Angriffe einstellen, die Hamas ihre Waffen abgibt und die verbliebenen Geiseln freigelassen werden. Außerdem soll eine Übergangsregierung den Gazastreifen vorübergehend verwalten.
Welche Orte sind auf der Karte dargestellt?

Die Karte auf der Website www.hanisauland.de/wissen/lexikon/ könnte dir bei der Aufgabe helfen.
1 bezeichnet …
a) Gazastreifen
b) Westjordanland
c) Zypern
d) Jordanien
2 bezeichnet …
a) Ägypten
b) Westjordanland
c) Katar
d) Jordanien
3 bezeichnet …
a) Saudi-Arabien
b) Iran
c) Tunesien
d) Syrien
4 bezeichnet …
a) Ägypten
b) Gazastreifen
c) Jordanien
d) Iran
5 bezeichnet …
a) Irak
b) Iran
c) Jordanien
d) Libanon
Lexikon für Kinder
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